Begrüßung
Ingo Seidel 4

 

Zucht ancistriner Harnischwelse
Ein Dia-Vortrag von Ingo Seidel

Verwendung mit freundlicher Genehmigung von

Herrn  Ingo Seidel.

 

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Bild 57: L73

Auch der häufig unter der Handelsbezeichnung "Peckoltia Angelicus" gehandelte Harnischwels mit den L-Nummern L4,L5,L28 und L73 aus  dem Rio-Tocantins-/Tio-do-Pará-Einzug in Nordost-Brasilien gehört in die  Zebrawels-Verwandtschaft. Die Abbildung von L73 in der DATZ entspricht der  Erwachsenenfärbung der Art, während die anderen L-Nummern Jugendstadien  sind. Der Weißpunkt-Harnischwels ist ebenfalls verhältnismäßig einfach zu züchten. Auch bei dieser Art erbringt ein Weibchen bis zu 50 recht große  Eier.

Bild 58: junger L73

Die Jungfische sind etwas gröber gepunktet als die Alttiere. Sie bereiten zwar in der Aufzucht keine großen Probleme, nur  haben sie eine unangenehme Eigenschaft. Obwohl sie eigentlich Grünfutter ablehnen, wenn man es ihnen anbietet, durchlöchern sie nahezu alle  Wasserpflanzen, die sich im Aufzuchtbecken befinden, mit ihren wenigen  großen Zähnen so stark, daß nur noch die Gerippe übrig bleiben.

Diese Löcher entstehen wahrscheinlich bei der Nahrungssuche. Ich glaube  nicht, daß es sich um eine aktive Grünfutteraufnahme handelt.

Bild 59: Pseudacanthicus leopardus

Bis vor einiger Zeit nahm man noch an, daß die größeren  Harnischwelse unter Aquarienbedingungen kaum zur Fortpflanzung zu bringen sind, da man ihnen keine ihrer Endgröße entsprechenden Lebensbedingungen  schaffen kann. Mittlerweile weiß man jedoch, daß viele Arten im Aquarium längst nicht so groß wie in der Natur werden. Außerdem werden  Harnsichwelse extrem früh geschlechtsreif.

So ist es auch beim Leopard-Kaktuswels Pseudacanthicus leopardus  (L114), der schon ab einer Länge von etwa 20 cm zur Fortpflanzung schreitet.

Bild 60: L114 in Höhle

Als Bruthöhle sollten ähnliche Höhlen angeboten werden,  wie wir es für die anderen Ancistrinen gewohnt sind. Nur sollten diese  Höhlen natürlich dementsprechend größer sein. Gerne werden Höhlen mit seitlichem Eingang genommen. Nur besteht bei ihnen natürlich die Gefahr,  daß die ja immer noch wachsenden Tiere dort irgendwann zwar noch herein-  aber nicht wieder herauskommen. Von Zeit zu Zeit sollte man also auf  größere Höhlen umstellen. Da es sich um einen Rio-Negro-Bewohner handelt,  ist weiches Wasser für die Zucht von Vorteil.

Bild 61: L114-Jungfisch

Es konnte beobachtet werden, daß die 20 cm großen Tiere  etwa 100 große Eier ablegten, aus denen zunächst farblose Jungfische mit  riesigem Dottersack schlüpften. Später nahmen die Jungfische diese attraktive Schwarz-Weißfärbung an. Sie wurden mit Futtertabletten und  Artemia-Nauplien ernährt. Durch eine Krankheit, infolge derer die Schwänze der Jungfische wegfaulten, gingen leider alle Jungfische zugrunde. Leider kam es noch nicht wieder zu einer erneuten Eiablage.

Bild 62:Acanthicus adonis

Sogar von den riesigen Acanthicus-Arten, die ja in der Natur durchaus eine Länge von 1 Meter erreichen können, hört man zeitweise etwas über die Zucht. Der hier abgebildete Acanthicus adonis soll bereits  in größeren Aquarien zur Fortpflanzung gebracht worden sein. Die Gelege sollen in etwa Tischtennisballgröße haben. Man sieht, nichts ist unmöglich.

Bild 63: Rio Tulumayo

Abschließend möchte ich Ihnen noch die Gruppe der  Gebirgsharnischwelse nahebringen, die in der Zucht recht stark von den  bisher gezeigten Harnischwelsen abweichen. Dieses hängt mit ihrer Herkunft zusammen. Die Heimat der sehr artenreichen Gattung Chaetostoma sind nämlich schnellfließende Gewässer der Andenregion Südamerikas. Manchmal  sind diese Gewässer sogar so reißend, daß man trotz des oft recht flachen  Wasserstandes kaum darin stehen kann. Aufgrund ihrer sehr stark  abgeflachten Körperform und ihres riesigen Saugmaules sind die Welse gut an diese extremen Lebensräume angepaßt. Die Gewässer der Andenregion  führen nur selten ausgesprochen weiches und saures Wasser. Deshalb ist für die meisten Arten Leitungswasser ganz ideal zur Pflege und Zucht geeignet.

Bild 64: Bachbett am Tulumayo

Auch wie man ein Aquarium für Gebirgsharnischwelse einrichtet, kann man sich wunderbar in der Natur abgucken. Als Untergrund wählt man am besten feinen Sand. Darauf werden einige Steinplatten  übereinander geschichtet. Obwohl man es aufgrund der Lebensräume dieser Harnischwelse vermuten würde, wird keine übermäßig kräftige Filterung für die Chaetostoma-Zucht benötigt. Der Einsatz eines Diffusor oder eines  Belüftersteins zur Erhöhung des Sauerstoffgehaltes des Wassers ist allerdings sehr vorteilhaft. Die Temperatur sollte je nach Herkunft der  Art zwischen 20 und 27 Grad Celsius liegen.

Bild 65: Chaetostoma sp. "Rio Meta"

Recht klein bleibt dieser Chaetostoma, der im Handel schon unter den verschiedensten Namen aufgetaucht ist. Die Fische sind aus  dem oberen Rio-Meta-Einzug in Kolumbien bekannt. Es handelt sich dabei wohl um die einzige bisher im Aquarium nachgezüchtete Chaetostoma-Art. Einen stark ausgeprägten Geschlechtsdimorphismus gibt es bei diesen Gebirgsharnischwelsen nicht. Die Männchen werden jedoch etwas größer und  haben einen breiteren Kopf, schlankere Bauchseiten und stark vergrößerte Bauchflossen. Es ist anzunehmen, daß die großen Bauchflossen bei der Befruchtung der Eier eine große Rolle spielen. Indem sie diese über das  Gelege stülpen, verhindern sie, daß die Spermien zu schnell von der  Strömung weggetragen werden.

Bild 66: Gelege von Chaetostoma

Die Zucht dieses Harnischwelses gelingt schon in relativ kleinen Becken. Die Männchen graben sich unter Steinen oder Hölzern eine  Höhle, die sie auch außerhalb der Brutzeit bewohnen. An die Decke der  Höhle wird vom Weibchen ein aus bis zu 60 Eiern bestehendes Gelege geheftet. Die Eier sind zunächst gelblich und werden im Laufe ihrer  Entwicklung immer dunkler. Bei diesem Gelege sind die Jungfische schon gut  durch die Eihüllen zu erkennen.

Bild 67: Jungfisch von Chaetostoma

Nach etwa 7 Tagen schlüpfen die Jungfische fast  vollständig entwickelt aus dem Ei. Sie besitzen nur noch Spuren eines Dottersackes und verlassen sofort die Höhle. Bei den Arten aus kühleren  Gewässern ist das eingentlich durchaus verständlich.

Man kann ja auch bei anderen Fischen immer wieder beobachten, daß der  Schlupf der Jungfische umso später erfolgt und diese dann viel weiter  entwickelt sind, je kühler das Wasser ist. Schon nach kurzer Zeit beginnen die Jungfische zu fressen und können nun mit diversen Trocken-, Grün- und Lebendfuttersorten ernährt werden. Die Aufzucht der Gebirgsharnischwelse kann sehr große Probleme bereiten. Selbst halbwüchsige Fische sind noch relativ empfindlich und quittieren Nachlässigkeiten oft mit dem Tod. Die besten Aufzuchtergebnisse erzielt man in großen Becken mit guter Filterung  bei kühleren Temperaturen. Da das Wachstum recht langsam ist, benötigt der Nachwuchs fast 2 Jahre, bis er die Geschlechtsreife erreicht hat.

Bild 68: Ancistrinae sp. (L200)

Man konnte in diesem Vortrag sehen, daß diverse  ancistrine Harnischwelsarten unterschiedlichster Gattungen unter günstigen  Bedingungen im Aquarium vermehrt werden können. Wichtig für einen  Zuchterfolg sind geeignete Zuchttiere, ein möglichst geräumiges Aquarium,  eine kräftige Filterung, häufige Wasserwechsel, eine gute und abwechslungsreiche Fütterung, bei den meisten Arten höhere Temperaturen und geeignete Laichhöhlen. Dann sollte auch die Nachzucht von bisher als unzüchtbar geltenden Harnischwelsen möglich sein. Versuchen Sie es doch einfach mal.

 

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